Mit Fantasie und Freude am Experimentieren

 

Vor hundert Jahren weckte Elfriede Hengstenberg die Eroberungslust der Kinder mit einfachen Holzgeräten und freiem Spiel. Wir haben eine Bewegungsstunde in der Kita Ackerstraße besucht, die diesen Ansatz in ihren Kitaalltag integriert hat.

 

Yakub baut einen Turm aus Holzklötzen. Vorsichtig legt der Dreijährige einen auf den anderen bis der Stapel fast so groß ist wie er selbst. »Guck mal«, ruft er zu seiner Erzieherin Manuela Meyer hinüber, dann fallen die Klötze mit lautem Knall auf den Boden. Im großen Bewegungsraum der Kita Ackerstraße rennen, toben, klettern, kriechen und balancieren ein Dutzend Kinder auf Kippelhölzern, Hockern, Kisten, Balancier-und Kletterstangen und einer Stehleiter. Jeden Freitag ist für die Gruppe von Manuela Meyer freies Spiel und Bewegen angesagt, inspiriert von Elfriede Hengstenberg (1892–1992). Die Berliner Gymnastiklehrerin entwickelte einfache Holzgeräte, die die Experimentierfreude der Kinder herausfordern sollten. Das Grundprinzip für die Erwachsenen: sich zurückhalten und nicht eingreifen. Für die Kinder gibt es auch Regeln: nicht schubsen, jedes Kind darf klettern, wie es möchte, die Materialien gehören allen und es laufen alle barfuß.

 

»Einmal ist Lina in eine Kiste geklettert und wollte Hilfe beim Rausklettern. Nach einer Weile hat sie es allein geschafft«, erinnert sich Manuela Meyer. »Das muss man aushalten können, nicht zu helfen«. Ein weiteres Prinzip lautet: nicht loben! Dahinter steht die pädagogische Haltung, dass die Kinder etwas aus eigener Kraft schaffen, auf das sie stolz sein können ohne abhängig zu sein vom Lob und der Aufmerksamkeit von Erziehern oder Eltern. Manuela Meyer registriert deshalb den gebauten Turm von Yakub ohne ein lobendes Wort darüber zu verlieren. Und schon probiert der Junge was Neues aus, stellt einen Hocker mit der Sitzfläche nach unten in eine Holzkiste und klettert hinein. »Jede Stunde ist anders. Die Kinder denken sich immer etwas anderes aus«, erzählt die Erzieherin entspannt. Auch als der einjährige Niklas beginnt die Stehleiter hochzuklettern, beobachtet sie ihn gelassen, immer bereit ihn aufzufangen.

 

Vor zwei Jahren besuchte Manuela Meyer gemeinsam mit einer Kollegin aus dem Elementarbereich und der Kitalteiterin die zweitägige Fortbildung zum Hengstenberg Projekt. Das Wissen und wie das Material benutzt werden kann, haben sie an das Team weitervermittelt. Jede Gruppe der 3–6-Jährigen kann es einmal in der Woche ausprobieren. Den Eltern wurde das Konzept auf einem Elternabend vorgestellt, in der Eingewöhnungszeit erleben sie eine Bewegungsstunde mit. Die Resonanz ist positiv: »Heute sagte mir ein Vater, dass er froh sei, dass sein Sohn sich hier ausprobieren kann. Ihm fällt es schwer auszuhalten, wenn sein Sohn auf dem Spielplatz ein Gerüst hochklettert«. 

 

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