Eingewöhnung – Am Anfang wird alles anders

 

Die Eingewöhnung in die Kita ist für alle Beteiligten die erste Herausforderung im Kitajahr. Was bei diesem Prozess und wie die Eingewöhnung zum Erfolg wird, erklärt Kerstin Volgmann, die seit 2011 die Fach-AG Frühkindliche Bildung bei Kinder im Kiez leitet. 

 

Frau Volgmann, welche Bedeutung hat der Übergang in die Kita für die frühkindliche Entwicklung eines Kindes?

Die Übergangstheorie sagt, dass das Kind in dieser Phase auf verschiedenen Ebenen Änderungen erlebt, nämlich auf der Individualebene, auf der kontextuellen Ebene und der Beziehungsebene. Diese Ebenen müssen bei der Eingewöhnung berücksichtigt werden. Wie das Kind erleben auch die Eltern viele Veränderungen. Sie werden Eltern eines Kitakindes, sie müssen andere Beziehungen aufbauen und auch der Kontext verändert sich, da der Sozialraum Kita neu für sie ist. Das sind enorme Herausforderungen für die Familie und können Chancen aber auch Risiken für das Kind bedeuten. Deshalb ist die Eingewöhnung seit langem ein bedeutendes Thema auch für die Forschung.

 

Welche pädagogischen Konzepte gibt es für den Prozess der Eingewöhnung? Worin unterscheiden sie sich?

Das Berliner Modell orientiert sich an der Bindungstheorie, die besagt, dass Kinder eine starke Bindung an eine Bezugsperson brauchen. Erst wenn der Bindungsaufbau abgeschlossen ist, z.B. wenn sich das Kind trösten lässt, erfährt es Verlässlichkeit und Schutz. Die Erzieherin ist dabei die Akteurin beim Aufbau der Beziehung. Im Münchner Modell ist das Kind stärker Akteur und bestimmt, was es kann und will. Anders als beim Berliner Modell findet eine Trennung von den Eltern nicht schon nach vier Tagen statt, sondern erst nach zwei Wochen. Die Eltern werden mehr in den Vertrauensbildungsprozess eingebunden.

 

Was bedeutet der Prozess der Eingewöhnung für die Erzieher:in? 

Die Erzieher:in ist sehr gefragt in den ersten Tagen und in einer hohen emotionalen Anspannung. Wie wird das Kind reagieren? Wird sie:er als Vertrauensperson angenommen oder nicht? Die Eingewöhnung ist ein individueller, hochemotionaler Prozess, der bei jedem einzelnen Kind anders und neu ist. Für die Erzieher:innen ist es ein komplexes Unterfangen und eine enorme Leistung, alle Menschen, die daran beteiligt sind, mitzunehmen.

 

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die Eingewöhnung für alle Beteiligte gelingt?

Es gibt viele Einflussfaktoren und die Rahmenbedingungen sind sehr unterschiedlich in den Einrichtungen. Deshalb ist es schon ein Kunststück, eine gute Eingewöhnung zu gestalten, da selten alles perfekt sein kann. Wichtig ist die Qualität der Interaktion und das Bewusstsein der Erzieher:in für die Prozesse, die während der Eingewöhnung stattfinden und deren Bedeutung für das Kind. Die Forschung sagt, dass wir keine Erinnerung an die ersten drei Jahre unseres Lebens haben. Wir können nicht bewusst abrufen, wie es uns ergangen ist, da dies im Unterbewusstsein abgespeichert ist. Um sich dessen bewusster zu werden, braucht es Begleitung und dafür ist die Supervision gerade im Krippenbereich und insbesondere bei der Eingewöhnung ein wichtiger Qualitätsstandard.

 

Wie läuft bei Kinder im Kiez die Eingewöhnungphase? Dieses Erklärvideo erklärt den Prozess Schritt für Schritt. mehr

 

 

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